New Bike Day und Vorstellung meines neuen Rads
Tja, was soll ich sagen – wenn man im Kreis grinsen könnte, dann würde ich das tun:
ICH HABE EIN NEUES RAD!!!!! 😀
Wie es dazu kam – wo ich doch erst vor kurzem einen ganz zufriedenen Artikel über mein (relativ) einfaches Compel RR10 geschrieben habe?
Die Vorgeschichte: Nun, eigentlich wollte ich nur bei guter Gelegenheit zuschnappen und ich hatte schon seit längerem wegen guter Bewertungen ein leicht sehnsüchtiges Auge auf das Liv Avail Advanced 1 geworfen. ABER: Ich wollte nicht wieder ein Rad im Internet kaufen sondern bei einem Händler – und naja, die Verfügbarkeiten sind ja nicht gerade der Knaller gerade. Lt. Berichten waren teilweise selbst bei den Profis zur Tour de France nicht immer die gewünschten Schaltgruppen verfügbar … Also war für mich ein neues Rad in weiter Ferne – aber, ich wollte unbedingt eins mit der nach Testberichten raus gesuchten Geometrie fahren, um dann ggf. eben im nächsten Jahr bei einem lokalen Händler schnell zuschlagen zu können.
Naja, bei einem Händler in Bremen gab es mein potentielles Wunschfahrrad – aber nicht mit der von mir gesuchten Schaltgruppe … aber ich wollte es trotzdem einmal fahren um dann zu wissen, ob eines mit der Geometrie zu mir passt. Also haben mein Freund und ich letzten Samstag einen kleinen Roadtripp gemacht und sind nach Bremen zu einem Giant / Liv Händler gefahren. Ich war mir zu Beginn der Fahrt absolut sicher, kein neues Rad zu kaufen, sondern wollte nur meine „Shortlist“ möglicher Räder für später eingrenzen oder zu bestätigen.
Tja, was soll ich sagen, mit meiner 1-Rennrad- und Tante-Google Erfahrung? JEDES wirklich jedes von mir dort getestete Straßenrennrad war um längen besser als mein aktuelles Rad. Damit war dann klar: Das Konto wird geplündert für ein neues Rad 😉
Was ist es geworden? Es wurde ein wunderschönes Giant TCR Advanced 1 – also kein Liv sondern ein eher sportliches Herrenrennrad.
Warum? Nun, das Liv Avail Advanced bleibt auf meiner Wunschliste – aber für irgendwann später als Zweitrad: Es ist ein super komfortables Rad – und mit den Reifen etc. wird es auf leichtem Schotter oder festeren ungeteerten Wanderwegen und langen Strecken der Knaller sein! Es ist genau wie in den Internetberichten beschrieben: Ein super wendiges gut laufendes Rad – und wie gesagt irre komfortabel. Man sollte aus meiner Sicht, wenn man zwischen zwei Größen liegt, aber lieber das größere Rad kaufen, weil es eben recht kurz im Reach ist.
Das Giant TRC Advanced 1 ist es geworden, weil im Vergleich das Liv Advanced recht behäbig im Antritt ist. Behäbig ist jetzt nicht zu wörtlich zu nehmen – wie gesagt, es reagiert schneller als mein bisheriges Rad. Aber im Vergleich zu einem stärker auf „Rennmaschine“ ausgelegen Rad ist das schon deutlich. Ein Teil dieses Effekts wird sicherlich auch daran liegen, dass Liv Räder vielleicht auf die durchschnittlich eher leichteren und kleineren Frauen ausgelegt sind. Aber egal, ich hätte nie gedacht, wieviel da die sog. Steifigkeit der Materialien so viel ausmacht, dass man das als Leihe so deutlich spürt.
Details zum Giant TRC Advanced 1 – den Vor- und Nachteilen und den Anpassungen, die ich nach den ersten zwei kleinen Fahrten plane:
- Es ist mit einer Shimano Ultegra Gruppe ausgestattet – also einer sehr präzisen und belastbaren Schaltung. Diese war nicht immer gut verfügbar, so dass ich sehr froh bin, eine bekommen zu haben.
- Das Rad ist natürlich auf Rennen ausgelegt – also gut trainierte Fahrer und ist auch kein leichtes Bergrad … also hat es leider keine Kompaktkurbel, die ich gerne gehabt hätte und die meiner Leistung klar besser entsprechen würde – sondern 52/36 Zähne auf dem Kettenblatt … und hinten in der Kassette auch nur max 30 Zähne.
Das ist – für eine schwere und schlecht trainierte Fahrerin wie mich – nicht gerade perfekt … aber das Rad ist so gut abgestimmt, dass im Vergleich zu meinem bisherigen Rad mit Kompaktkurbel im kleinsten Gang der Anstieg nicht schwerer ist.
Und zum Glück wohne ich ja nicht im Alpenvorland … und der Ith, der Deister und der Harz müssen dann auf mich und mein Rennrad eben noch ein wenig länger warten ;-P - Auf ebener bis leicht hügeliger Strecke ist das Rad aus meiner Sicht in seinem Element und es macht einfach nur super viel Spaß!
- Die Bremsen: Was soll ich sagen – meine bisherige Meinung zu Felgenbremsen muss ich komplett revidieren! Ich dachte beim damaligen Kauf, dass man so viele Jahre gute Rennräder mit Felgenbremsen gefahren ist und dass das schon gut genug sein wird. Ja – in gewisser Weise schon – und wenn ich mich richtig erinnere ist 2021 sogar noch ein Herren Worldtour Team mit Felgenbremsen gefahren … aber gute Scheibenbremsen sind in Bezug auf die Bremswirkung und die Dosierbarkeit der Bremskraft der Knaller! Ich verstehe total, warum die inzwischen eigentlich fast Standard sind. Und wenn man nicht gerade eine Bergziege ist oder jedes Gramm einsparen will, um Rennen zu gewinnen, sollte man bei einem neuen Rad doch – wenn es irgendwie geht (so ein Rad ist ja eh schon verdammt teuer) – den Sicherheitsaspekt bedenken und Scheibenbremsen nehmen.
- Der Komfort auf dem Rad ist aus meiner Sicht gut für ein sportlich ausgerichtetes Rad: Denn durch die abgestimmten Komponenten federt es Bodenunebenheiten deutlich besser weg als mein bisheriges – einzig der Lenker wird zeitnah noch ein für „Tastaturjogger“ wie mich vorteilhafteres dickeres Lenkerband bekommen. Bis dahin darf ich beim Fahren meine Handschuhe nicht vergessen 😉
- Der Sattel ist ganz ok für mich …
und deutlich bequemer als die beiden Sättel die auf meinen bisherigen Rädern bei der Auslieferung waren … aber ich werde ihn dann noch gegen meinen bisherigen frauenspezifischen Sattel der Marke Ergon tauschen. - Zur Farbe – naja, ich hätte eigentlich ein schwarzes Rad bevorzugt – aber dann hätte ich ggf. bei Auslieferung in einigen Wochen oder Monaten vielleicht keine Ultegra gehabt, weil Komponenten weiter knapp sind.
Aber jetzt muss ich sagen, mag ich die Farbe inzwischen echt gerne und bin froh, ein weniger dezentes Rad zu haben 🙂 - Wenn mir das alles nicht mehr reicht, hat das Rad auf Grund seines leichten Rahmens noch Tuningpotential und ich kann es mit leichteren Laufrädern ausstatten … die aktuellen sind relativ schwer – aber das Rad muss ja auch noch erschwinglich bleiben.
Und das Wichtigste: Erst einmal gibt es bei mir als Fahrerin sicherlich noch eine ganze Weile deutlich mehr Tuningpotential als am Rad 😀
Also insgesamt ein super schönes Rad, das gut zu mir und meinen Anforderungen passt und ganz wichtig: Viel Freude macht!
Ganz zum Schluss noch ein paar Sätze zum Händler – nicht abgestimmte und nicht bezahlte Werbung 🙂
https://www.giant-bremen.de/de
Ich wurde ernst genommen und ordentlich informiert und meine Fragen wurden gut und fachkompetent beantwortet – jedes Rad, das ich fahren wollte, wurde kurz für mich aufbereitet und auf meine Größe grob eingestellt – und das gekaufte Rad dann natürlich noch einmal ordentlich gecheckt und gut eingestellt. Dabei wurden alle meine Wünsche (leicht eingedrehte Hörnchen, weil für mich bequemer und wegen kürzerer Hände anders eingestellte Griffe) geduldig umgesetzt. Ich wurde unaufdringlich auf weitere Möglichkeiten und Anbauten hingewiesen, ohne dass mir irgendetwas aufgeschwatzt wurde. Ich habe mich wirklich rundum gut beraten gefühlt.
Wichtig: Es gab kein sog. Mansplaining oder „für Dumm verkaufen“ – wovon man leider doch oft im Internet / in Foren liest. Nach vielen Berichten werden Frauen beim Kauf von Rennrädern leider oft nicht ernst genommen … Nach eigenen Erfahrungen bei verschiedenen Händlern in und um Hannover vor dem Kauf meines e-Bikes damals (auch daher dann der Internet-Kauf) – und bei der Suche nach einem e-Bike für meinen Freund – muss ich sagen, dass diese Berichte leider mit Sicherheit keine Einzelfälle sind.
Insofern doppeltes Lob an den Liv/Giant Store in Bremen und Danke noch einmal für die Geduld! 🙂
Anekdote: Es gab ein kurzes leichtes Kopfschütteln zwischen Angestellten im Laden, weil ich mit langem weiten Sommerrock in den Laden kam, um ein eher sportliches Rad auszuprobieren. Dass ich unter dem Rock die Bib trug und im Laden dann, als das Rad zum Test fertig war, meinen Rock ausgezogen habe, damit hatte verständlicher Weise niemand gerechnet 😀 Insofern ist die Reaktion gerne mehr als verziehen – die hab ich (wenn auch unbeabsichtigt) wirklich provoziert – und ich hätte mir da als Angestellte ganz sicher auch eine Bemerkung nicht verkneifen können 😀